Backe, Backe, Drucken: 3D-Print & Fimo

„Wir brauchen schnell 30 Magnethalter für unser Whiteboard. Mit unserem Logo!“

Die 3D-Zeichnung ist schnell erstellt. Nur wie produzieren? In so kurzer Zeit?

Natürlich kommt bei so einer Aufgabenstellung in einem FabLab der 3D-Druck in den Kopf. Nur 30 Stück kosten Energie, Material und auf jeden Fall sehr viel Zeit.

Dann drucken wir halt nur einen Master, erstellen passende Silikon-Formen und gießen dann später in PU oder Epoxy. Bei nur einer Form kann auch das ziemlich dauern. Selbst das gute – und giftige – PU-Harz braucht 30 Minuten pro Teil. Die Herstellung der passenden Silikon Form zusätzlich einen Tag.

Wir pressen die Teile aus Fimo!

Wenn die mechanischen Ansprüche nicht allzu hoch sind, bietet sich Fimo gerade zu an. Es ist günstig, ungiftig und kann – das ist ein besonderer Vorteil – in einem Gang zusammen mit anderen Teilen gebacken werden.

Das heißt: Alle Formlinge sind nach 30 Minuten fertig!
Hierzu benötigen wir nur eine Negativ-Form / Matrize, die einmalig gedruckt wird. Die Erstellung in 3D ist denkbar einfach: Subtraktion des Teils von einem Quader. Und Dank unseres Vereinsmitglieds Daniel konnten wir freundlicherweise für diese Aufgabe seinen Orcabot mit ABS-Material nutzen. Der Vorteil beim Druck mit ABS-Material ist, dass die Matrize auch hohe Kräfte aushalten kann. Ein ideales Material also für unsere Aufgabe!

Nach etwa 35 Minuten war die Matrize bereits fertig. Jetzt nur noch Fimo verpressen, Backen und Magnete auf die Rückseite kleben.

Pressen der Magnethalter

Nach einigen Experimenten hat sich die Nutzung von normaler Frischhaltefolie (PE) als ideales Trennmittel erwiesen.

Hierzu wird zuerst die Matrize mit der Folie umspannt. Dabei ist darauf zu achten, dass die Folie leicht gespannt ist, da ansonsten beim späteren Pressen die Falten der Folie das Ergebnis verschlechtern. Eine lose Verspannung ist dabei besser, damit – gerade bei tiefen Formen – die Folie nicht reißt.

Das Gegenstück / Stempel sollte ebenfalls mit Folie verpackt werden. Das ganze dauert keine 2 Minuten.

Da wir eine flache Unterseite haben, reicht in diesem Fall wie im Bild ein Alublock.

Das Fimo wird nun vorher etwas weich und zäh geknetet und lose auf die Matrize gelegt. Es sollte in etwa die Form des späteren Teils haben, damit die Form gut ausgefüllt wird. Für Perfektionisten: Die 3D-Software kann i.d.R. das Volumen eines Körpers berechnen. Somit kann die notwendige Masse für den Fimo-Rohling exakt bestimmt werden. In unserem Fall haben wir den guten alten Daumen verwendet.

Stempel und Matrize können nun einfach übereinander gelegt werden. Die Verpressung erfolgt dann z.B. einer entsprechenden Zwinge ober im Schraubstock. Hierbei sollte man langsam den Druck erhöhen, damit das Fimo fließen kann. Die Überschüsse quellen an den Seiten heraus und können natürlich wieder verwendet werden.

Und höhere Kräfte sind zumindest bei ABS kein größeres Problem.

Dank der Frischhalte-Folie lassen sich beide Teile mit ein wenig Vorsicht leicht lösen.

Die Detailqualität ist überaus beeindruckend. Jede Drucknaht – und auch jeder kleine Fehler – ist deutlich sichtbar. Auch die winzigen Stege und Wände sind exakt und stabil. Hier würde eine Silikon-Form mit Fimo kapitulieren und nur Gießharze würden dafür in Frage kommen.

Da Fimo sich gut nachbearbeiten und lackieren läßt, steht natürlich einer weiteren Bearbeitung nichts mehr im Wege.

Weitere Versuche warten schon

Was eigentlich als lustiges Experiment angefangen hat, wird nun aufgrund des Erfolgs und auch der Möglichkeiten in weiteren Versuchen weiter geführt. Die Vorteile des Verfahrens:

  • Extrem kurze Herstellungszeit von der Idee bis zur fertigen Kleinserie
  • Sehr kostengünstig gegenüber Silikon/PU
  • Hohe Detailtreue und gute Haptik der fertigen Teile

Failing faster: Probiert das nicht. Wir haben das schon für Euch gemacht

Hier noch ein paar Anmerkungen zu unseren Versuchen. Sie sollen Euch helfen, unsere Fehler nicht zu wiederholen oder aber auch vielleicht neue Ideen zu entwickeln:

  • Ölige Trennmittel oder Vaseline sind eine ganz dumme Idee
  • Das Ausbacken in der Form noch viel dümmer
  • Talkum Puder funktioniert zwar auch, aber das Risiko das Teil in der Form zu verlieren ist hoch. Außerdem wird die Oberfläche dadurch rau bzw. weiß

 

5 Kommentare zu „Backe, Backe, Drucken: 3D-Print & Fimo“

  1. Kleiner Tipp an Euch: Wenn Ihr auch ein Portraitbildchen neben den Kommentaren haben wollt, wie ich links, meldet Euch bei Gravatar. Wenn Ihr dort zu der E-Mail Adresse, mit der Ihr am meisten im Netz „unterwegs“ seid, ein Bild hinterlegt, dann erscheint das bei allen Kommentaren in allen Blogs und Foren, die den Gravatar-Service benutzen – und das sind alle WordPress-Installationen und viele andere Foren- und Blog-Systeme. Man kann auch mehrere E-Mail-Adressen bei einem Gravatar-Account hinterlegen, z.B. eine private und eine geschäftliche, und jeder ein eigenes Bild zuweisen, z.B. ein privates und ein „seriöseres“ geschäftliches.

  2. Hallo allerseits,

    das ist eine super Idee!
    Übrigens sollte es auch mit Knet- oder Nudelteil funktionieren. Auf diese Weise lassen sich dann mit selbst entworfenen Formen „Spezialplätzchen“ oder „Designernudeln“ herstellen. Da Teig weicher ist als Fimo, bracht man auch weniger Kraft beim Eindrücken in die Form.
    Noch ein Tipp: Insbesondere bei tiefen Formen am tiefsten Punkt ein kleines Loch in die Form bohren, damit die Luft entweichen kann, wenn man den Teig/Fimo eindrückt. Dadurch braucht man dabei nicht so viel Kraft.

    Beste Grüße,
    Alexander

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